2020 – Harte und wertvolle Lektionen (Dezember 2020)
2020 – Harte und wertvolle Lektionen (Dezember 2020)
Die aktuelle Ausgabe des „innovations“ Magazins von WITTMANN ist soeben erschienen. Sie enthält einiges, das angetan ist, das Interesse der Leser in der Kunststoffindustrie zu wecken, sie zu informieren und innerlich aufzurichten. Nicht zuletzt das Editorial von Michael Wittmann. Die dort zum Ausdruck gebrachte Einschätzung des gerade vergangenen ereignisreichen Jahres zeigt sich so geradlinig und unverhüllt wie immer, und erweist sich in diesen Zeiten als eine Art Stärkungsmittel. Es umgeben uns so viele Einschränkungen, so viel Unsicherheit und Panikmache, dass ich nur aufrichtig empfehlen kann, sich online die neue „innovations“ Ausgabe zu besorgen und sich zu Gemüte zu führen; das wäre ein Beitrag zur Aufhellung des Gemüts. Aus meiner Warte sind zum dort gesagten nur ein paar wenige Punkte hinzuzufügen – vielleicht daraus zu ziehende Lehren –, die uns auf unserem Weg durch das nächste Jahr helfen könnten.
1. Wir haben überlebt. Vielen anderen ist das nicht gelungen, und wird es nicht gelingen. Bei allen Widrigkeiten, die die Pandemie mit sich gebracht hat, hat sie doch vielfach den Kern der Dinge herausgeschält. Und sie hat dazu geführt, dass einige essenzielle Dinge in neuem Licht betrachtet werden können. Die Fertigungswirtschaft – und ihre Schlüsselrolle für den Erhalt von Beziehungsgeflechten, Sicherheit und sozialem Zusammenhalt – stellt eines dieser grundlegenden Dinge dar.
2. Die allgemeine Unwissenheit darüber, wie die Fertigungswirtschaft funktioniert, ist immer noch alarmierend weit verbreitet. In der frühen Phase dessen, was als weltweite Panikstimmung im Beschaffungswesen beschrieben werden kann, zeigten viele der Akteure – die es eigentlich hätten besser wissen müssen – eine schier unglaubliche Ignoranz gegenüber der Art und Weise, wie Dinge tatsächlich erzeugt werden. Etwas, das noch gar nicht existiert – beispielsweise Schutzausrüstung – liegt nicht schon einfach so in einem Lager herum. Zunächst muss es genau beschrieben werden, dann muss es für die Produktion gestaltet werden, ein Werkzeug ist herzustellen, und anschließend kann es gespritzt oder sonstwie ausgeformt werden. Alles davon nimmt Zeit in Anspruch, es setzt Kreativität, Hirnschmalz und den Einsatz von Kapital voraus. Wenn die Pandemie von 2020 sonst nichts geleistet haben sollte, die Unterweisung der Gesellschaft und von Regierungen in zumindest dieser Hinsicht könnte für uns alle nützlich werden.
3. Kunststoff erhält die Gesundheit und rettet Leben. Obwohl wir das vielleicht, „politisch“ betrachtet, nicht in dieser Form sagen dürfen – zumindest nicht allzu laut. Die Notfall-Produktion und Bereitstellung von Schutzmänteln, Filtern, Handschuhen, Gesichtsmasken und allem denkbaren anderen Equipment wurde erst durch die Verwendung verschiedener Kunststoffe möglich; ohne davon viel Aufhebens zu machen, und ohne dafür besondere Anerkennung zu ernten. Taten sagen mehr als tausend Worte, und die Leistungen, die der Kunststoffsektor im Verlauf dieser Krise erbracht hat, waren beispielhaft.
4. Da zeigen sich noch zahlreiche weitere Silberstreifen am Horizont. Die Empfindlichkeit, die Stärken und Schwächen verschiedener weltweiter Lieferketten haben sich deutlich gezeigt. Ein durchaus positiver Aspekt, da diese Ketten nun verstärkt werden können, nachdem die Pandemie ihre besondere Wirkung auf sie gezeigt hat. Die beeindruckende Vorstellung, die die Kunststoffindustrie auf den Gebieten der Medizintechnik und Gesundheitsvorsorge geliefert hat, verheißt Gutes im Hinblick auf neue Möglichkeiten, neue Märkte, fortschrittliche Industrien wie Elektronik, Telekommunikation, aber auch Biopolymere und viele weitere Aspekte moderner Ausrüstung.
Kurz, in dieser Zeit redlicher Bemühungen, gibt es wirklich ein paar gute Gründe, um frohgemut zu sein. Die alterhergebrachte Weihnachtsbotschaft von Hoffnung und einem Licht, das in der Dunkelheit leuchtet, hatten wir vielleicht noch nie so nötig wie jetzt. Und so möchte ich, wie in jedem Jahr, allen Lesern eine fröhliche und friedvolle Weihnachtszeit wünschen, und viel Optimismus für das kommende Jahr.